Sechs Wissenschaftsverbände adressieren Brandbrief an die Mitglieder des Agrar- sowie des Umweltausschusses im EU-Parlament und der neuen EU-Kommissare in Spe. Tenor des Appels ist die Forderung nach einer grundlegenden Reform der bisherigen EU-Agrarpolitik zugunsten einer umweltfreundlichen Landwirtschaft.
Noch ist die neue EU-Kommission unter Leitung der künftigen EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen nicht im Amt. Immerhin aber sind die Mitglieder der parlamentarischen Ausschüsse für Agrar- sowie für Umweltpolitik des neugewählten EU-Parlaments bereits bestätigt.
Mit Verweis auf die Folgen der bisherigen Förderpolitik für die Agrarwirtschaft der EU sowie in den EU-Nationalstaaten hinsichtlich der damit verbundenen Auswirkungen auf die Umwelt mahnen die Wissenschaftler ein konsequentes Umdenken an.
„Die wissenschaftlichen Erkenntnisse zeigen deutlich, dass Klimawandel und Verlust der biologischen Vielfalt als oberste Priorität angegangen werden müssen, wenn die EU das Hauptziel der Agenda für nachhaltige Entwicklung von 2030 erreichen will“, heißt es in einer gemeinsam Erklärung zu dem Schreiben. Die EU soll mittels der Gemeinsame Agrarpolitik der EU eine „Vorreiterrolle“ einnehmen anstatt „weiterhin die Ursache für eine stärkere Umweltverschmutzung zu sein.“
Ursache und Wirkung
Mit einem Fördervolumen von rund 58 Milliarden Euro jährlich an Zuwendungen für die Landwirtschaft, verwandele „diese ländliche Gebiete in grüne Wüsten mit unbewohnbaren Monokulturen mit maximaler Ausbeute“, kritisieren die Forscher. Zudem sei der Maßnahmenkatalog zur Förderung von Umwelt und Natur bei der Erhaltung oder Wiederherstellung der biologischen Vielfalt weitgehend wirkungslos.
Zu den Unterzeichner der Erklärung gehören Organisation wie die European Ornithologists Union, European Mammal Foundation, Societas Europaea Herpetologica, Societas Europaea Lepidopterologica, Butterfly Conservation Europe und das Bird Census Council.
Derzeit stehen in Brüssel immer noch die Budget-Verhandlungen für die kommende Haushaltsperiode 2021-2027 und damit auch die Ausrichtung der Subventionspolitik für die Agrarwirtschaft an. Ob und inwieweit die zuständigen politischen Gremien den Forderungen der Wissenschaftler Folge leisten bleibt daher bis auf Weiteres abzuwarten…
Text: Manfred Tari