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Neulich im Kreuzviertel-Wok

Beachtenswert unscheinbar, umso mehr aber gastronomisch beeindruckend.

Die Absorbierung der Chinesischen Küche ganz nach dem Geschmack des deutschen Publikums ist in den vergangen Jahrzehnten weit gediehen. Das Standardprogramm in den meisten chinesischen Lokalen hierzulande belegt diese Entwicklung hinlänglich.

Dennoch gibt es Ausnahmen, oftmals allerdings leider nur in Berlin, Düsseldorf oder Hamburg. Diese Ausnahmeregelung gilt nun aber ebenso für das Lokal Kreuzviertel-Wok in Dortmund.

Mal abgesehen von den sonst so üblichen Vorbehalten gegenüber der chinesischen Küche von „Geschmacksverstärker“ bis „Hündchen am Spieß“, bietet die chinesische Küche schon allein aufgrund der Größe des Landes eine Vielfallt, die den hiesigen Spannungsbogen vom bayerischen Lungenhaschee bis hinzu hanseatischen Labskaus bei weitem übertrifft.

Während in Hochglanz-Gazetten wie der Zeitschrift „Beef“ die Berichterstattung für „From Nose to Tail“ so langsam aber sicher abklingt, genießt dieses Motto in der asiatischen Küche seit jeher eine Bestandsgarantie. Dies wird spätestens dann deutlich, wenn sich auf der Speisekarte Gerichte mit Schweinedarm finden oder mehrheitlich ein chinesisches Publikum an den Nachbartischen sitzen.

Beides trifft auf das Lokal Kreuzviertel-Wok zu. Klammheimlich hat sich diese frohe Kunde zuerst in der ortsansässigen chinesischen Community herumgesprochen. Nach einem Besitzerwechsel im Januar dieses Jahres gibt es im Kreuzviertel-Wok gutbürgerliche chinesische Küche.

Während in der Dortmunder Innenstadt nahezu zeitgleich die mutmaßliche asiatische Küche in Form der System-Konzept-Gastronomie Einzug hielt, überzeugt der Kreuzviertel-Wok mit einem radikalen Gegenentwurf der Freude macht.

Ehedem Eckkneipe – Jetzt ein richtiges China Restaurant – © – Foto Copyright B.Atari

Noch immer versprüht dieses Lokal den Charme einer Eckkneipe von ehedem, auch wenn die übernommene Einrichtung an das bewährte Interieur dort vormals ansässiger Asia-Lokale erinnert. Auch tragen die Servicekräfte keinen Einheitslook, wie es allenthalben in der System-Gastronomie zu beobachten ist. Dafür sind sie freundlich und aufmerksam, ziemlich lässig und gehen angenehm unspektakulär ihren Tätigkeiten nach.

Die aktuelle Karte vermittelt einen ersten Eindruck, dass es im Kreuzviertel-Wok mehr zu entdecken gibt, als dies sonst in den meisten chinesischen Restaurants der Fall ist. Spätestens bei den angebotenen Varianten von Tofu- oder Gemüse-Gerichten, wird klar, der Kreuzviertel-Wok ist tatsächlich ein richtiges chinesisches Restaurant.

Streifen vom Schweinefilet mit Teigtaschen nach Peking-Art im Kreuzviertel-Wok – © – Foto Copyright B.Atari

Auch wenn auf der Karte steht, dass das Auberginen-Gericht mit Hackfleisch zu haben ist, wird es auf Wunsch gerne auch ohne Hackfleisch serviert. Die Überraschung ist aber das Gericht selbst, Auberginen sautiert nach der Art der Küche in Yuxiang, unter Verwendung von Auberginen, Sojabohnensauce, Hoisin Sauce, Knoblauch, Ingwer, chinesischem Kochwein, Salz und Zucker. Nicht minder überraschend geriet der gebratene Tofu traditioneller Art, serviert mit Bambus, Sojasprossen und Zwiebeln in einer hellen, nahezu klaren, leicht gebundenen Sauce.

Noch ist die Auswahl von traditionellen chinesischen Gerichten auf der gemischtsprachigen Karte überschaubar. Sie bietet aber bereits jetzt schon eine interessante Auswahl sehr unterschiedlicher Gerichte, wie man sie in Dortmund derzeit nur Kreuzviertel-Wok geboten bekommt. Auch wenn die Beschreibung der Speisen sehr kurz gehalten ist und eigentlich unzureichend beschreibt, was überhaupt serviert wird, so ist der Kreuzviertel-Wok für Dortmunder Verhältnisse derzeit einer der spektakulärsten Gastro-Überraschungen.

Speisekarte auf Mandarin des Kreuzviertel-Wok

Richtig interessant aber ist die Karte auf Mandarin, welche offensichtlich der Hauptanziehungspunkt für die chinesischen Stammgäste dieser Gaststätte ist. Restaurantbesitzer Jingi Liu und sein Küchenchef Jiandong Teng fahren dort jene Speisen auf, womit sich der Kreuzviertel-Wok zurecht für die Prädikate „einzigartig“ und „exklusiv“ qualifiziert: eine klare Gemüsebrühe mit Tomaten und Eiern, Wollhandkrabbe mit Tofu, Sauerkohl mit Dorade oder doppelt geröstete kandierte Süßkartoffeln.

Der Kreuzviertel-Wok ist herrlich unauffällig, dafür aber gastronomisch auf das Wesentliche fokussiert. Kommt daher mit einer überdurchschnittlich guten Küche und einem unaufgeregtem Service, zusammengefasst einfach wunderbar schlicht und gediegen.

Abschließend sei angemerkt, dass die Webseite des Lokals derzeit noch mit veralteten Inhalten bestückt ist, auch gibt es erst einen aktuellen Kommentar auf Tripadvisor. Webseite sowie Speisekarte werden bereits überarbeitet, was allerdings kein Ausschlusskriterium sein sollte, den Kreuzviertel-Wok bereits nicht jetzt schon jederzeit heimzusuchen und sich von der Klasse dieses Lokals leibhaftig und in 3D zu überzeugen.

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